Willensnation oder Schicksalsgemeinschaft?

Jungleland ist längst mehr als eine anarchische Survival-Landschaft, in der wild drauflos gebaut und ganz frontier-like neue Landstriche erkundet und besiedelt werden. Jungleland hat eine Flagge, ein Gefängnis, eine rudimentäre Gesetzgebung. Sehen wir da vielleicht so etwas wie Nation building?

Ein etwas vorschneller Gedanke, vielleicht. Aber: Was, haben wir in der Schule gelernt, braucht so eine Nation als erstes? Eine Geschichte. Und Jungleland hat seit kurzem tatsächlich auch eine, H. hat sie aufgeschrieben. Hier ein Auszug:

Und wo bewahrt man so einen Gründungsmythos am besten auf? Natürlich, in einem Museum. H. hat auch ein solches gebaut. Bald ist Eröffnung, mit einer grossen Feier, DJ-Sets und allem was dazugehört. H. wird vielleicht auch noch eine kleine Rede halten.

Fragen der Identität werden also auch in Jungleland immer wichtiger. Was ist das für eine Gemeinschaft, die sich da allmählich formiert, welche Rollen entwickeln die Kinder in dieser Gemeinschaft, was wirkt festigend, was zersetzend? Und eben ganz zentral: welche Geschichten erzählt sie sich, welche Geschichte gibt sie sich – und welches Selbstverständnis ergibt sich daraus? Ist Jungleland eher eine Willensnation oder eine opportunistisch sich immer wieder neu formierende Schicksalsgemeinschaft? Kommt der soziale Kitt eher aus Pranks oder eher von Kollaborationen? Dass solche Fragen vor allem ein Kind umtreiben, das aus der Ukraine in die Schweiz kam und also ganz real zwischen zwei Welten lebt, gibt uns zu immer wieder zu denken. Dass wir diesen Identitätsfragen in Jungleland ein ganz konkretes Spiel- und Experimentierfeld geben können, gibt uns aber auch Hoffnung. Und zeigt uns wieder mal, dass wir hier eben viel mehr bieten als einfach einen Game-Nachmittag für Kinder, die sich lieber im Digitalen ausprobieren und spüren als auf dem Fussballplatz oder im Wald, beim Hüttenbauen und Feuermachen. Wobei: das alles machen sie in Jungleland ja auch, mal von Fussball abgesehen.

Das Museum übrigens ist inzwischen in den Untergrund gegangen, das schöne Gebäude musste weichen, die Räumlichkeiten sind nun unterirdisch angelegt, es wurde gegraben und Platz für die historische Ausstellung von Bild- und Texttafeln geschaffen. Das hat weniger politische als raumplanerische Gründe. Aber das ist eine andere Geschichte, mehr dazu in einem kommenden Blogpost.

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